Presseartikel

Karpfenschwemme an der Dammmühle


Quelle: SZ Pressetext vom 06. Oktober 2014

Der Fischzug der Schönfelder Teichwirtschaft lockte am Sonntag mehr als 5000 Besucher in die Kienheide.

Rund zehn Tonnen holten die Mitarbeiter der Schönfelder Teichwirtschaft gestern aus dem Dammmühlenteich. Wie immer war die Sortierstrecke am Ufer dicht von Besuchern umlagert.

Mehr als 5000 schauten im Laufe des Tages vorbei, um die schuppigen Gesellen – überwiegend Karpfen – aus der Nähe zu betrachten. „Von denen, die heute gefischt werden, kommt aber keiner in die Pfanne“, erklärt Firmenchef Tilo Groß. Zunächst machen die Tiere Zwischenstation in den von klarem Wasser durchflossenen Hältern, damit sie geschmacklich topp an den Mann gebracht werden können. Das schlammige Aroma, das man Karpfen oft nachsagt, ist in Schönfeld kein Thema. „In den Hältern haben wir fast Quellwasserqualität“, sagt Tilo Groß. Der gelernte Binnenfischer ist schon seit über 20 Jahren in der Teichwirtschaft an der Dammmühle tätig – 1993 war er der einzige Lehrling im gesamten Dresdner Raum.

    In der Nachwendezeit hatten sich die Sachsen vom Süßwasserfisch ab - und dem Seefisch zugewandt, besonders dem Lachs, den es zu DDR-Zeiten kaum gab. Aber mit den Jahren kamen die Leute wieder auf den Geschmack – das heißt, vor allem auf den Karpfen. Im Jahr 2001 übernahm Tilo Groß die Geschäfte der Schönfelder Teichwirtschaft und bringt den Betrieb seitdem erfolgreich über die Runden.

Der traditionelle Fischzug Anfang Oktober ist mittlerweile zu einem stattlichen Volksfest ausgewachsen. Wenn das Wetter stimmt – und das tat es gestern – kommt man auf dem weitläufigen Gelände der Teichwirtschaft im Gedränge nur mühsam voran. Der Rekord liegt bei geschätzten 7000 Besuchern.

   Um das Schaufischen herum hat sich ein Bauernmarkt etabliert, auf dem man vom Weidenkorb über die Wildsalami bis hin zum Pulsnitzer Lebkuchen eine Fülle von ländlichen Produkten erstehen kann. Auch Bekleidung, Spielzeug, Küchengeräte und allerlei Krimskrams werden feilgeboten – bis hin zum „Sensationskleber“, der das Leben von marodem Schuhwerk verlängert.

   Im Mittelpunkt aber steht nach wie vor der Fisch. Der ging am Sonntag zentnerweise über den Verkaufstresen – nicht nur Karpfen, sondern auch Forelle, Hecht, Zander, Stör und Wels. „So an die 300 Kilo Frischfisch werden wir heute schon verkaufen“, sagt Tilo Groß optimistisch. Damit ist der  Fischzug nur der drittbeste Verkaufstag im Jahr. Am Tag vor Heiligabend gibt es einen weit größeren Ansturm, und am 30. Dezember – wenn der Silvesterkarpfen besorgt werden muss – ist an der Dammmühle der Teufel los. In den letzten beiden Wochen des Jahres setzt die Schönfelder Teichwirtschaft fast zwei Drittel ihrer Jahresproduktion ab – bis zu 20000 Karpfen werden an den Mann gebracht. Das meiste davon geht in Dresdner Fischgeschäfte und an Handelsketten, ein beachtlicher Teil aber auch in die Direktvermarktung. Für die Mitarbeiter bedeutet das: Schlachten, Verpacken und Kassieren im Minutentakt.

   Der Schönfelder Fischereibetrieb bewirtschaftet neben der Dammmühle noch ein gutes Dutzend andere Teiche zwischen Kalkreuth und Welxande – insgesamt um die 170 Hektar Wasserfläche. Je nach Wetter wird jedes Jahr eine Ernte zwischen 30 und 70 Tonnen eingebracht. Die Schwankungen haben vor allem mit dem Wetter zu tun: Da der Karpfen ein Wärme liebender Fisch ist, verträgt er harte Winter und kühle Sommer nur sehr schlecht, und der Gewichtszuwachs ist entsprechend gering. Neben Karpfen werden in Schönfeld auch Schleie, Hechte, Zander und Barsche gefischt. Darüber hinaus kauft der Betrieb andere Fischarten zu; der betriebseigene Laden bietet die komplette Seefischpalette an. Neben der Schönfelder Teichwirtschaft betreibt Tilo Groß in Kalkreuth eine Fischverarbeitungsanlage und beschäftigt insgesamt zwölf Mitarbeiter.

   Bei der Organisation ihres Volksfestes hat die Teichwirtschaft beachtlich an Professionalität zugelegt. Weil es an Parkmöglichkeiten mangelte, war die schmale Anfahrtsstraße beim Fischzug oft verstopft. Gestern hingegen keine Spur von Verkehrschaos. Ein improvisierter Parkplatz auf dem Betriebsgelände sorgte für erhebliche Entlastung, und die Feuerwehr formierte die eintreffenden Autokolonnen zu platzsparenden Reihen. Das Schaufischen wurde per Moderation mit Wissenswertem über die Haltung und Zubereitung der Karpfen angereichert. Traditionell kommen zum Fischzug nicht nur viele Händler und Direktvermarkter aus der Umgebung, auch Schulen und Kindergärten geben dem Volksfest mit kleinen Programmen ein regionales Gepräge.



Wie Fische gezüchtet werden

(Quelle: SZ Pressetext 10 /2014)

Fischwirt Tilo Groß hält mehr Aufklärungsarbeit zu Erhaltung der Natur für nötig.Dafür braucht er noch Hilfe.

Tilo Groß von der Schönfelder Dammmühle hat einen Traum: Wenn der heimische Karpfen im Schulunterricht auf dem Lehrplan steht, kommen Klassen zu ihm in die Teichwirtschaft, sezieren einen Fisch, erfahren direkt etwas über seine Aufzucht und die Umgebung und essen anschließend ein frisches Fischfilet zu Mittag. „Die Jugend mit Natur, Umweltbildung und Heimat und damit auch mit dem Sinn von Direktvermarktung vertraut zu machen, halte ich für total wichtig“, so der Vater von drei Kindern. Schließlich gehe es darum, die eigene Kultur für die Zukunft zu erhalten und die regionalen Kreisläufe von Erzeugen und Verbrauchen zu sichern.
Tilo Groß denkt dabei nicht nur an sich. Er ist Sprecher von sechs haupterwerblichen Fischbetrieben im Dresdner Heidebogen.

 Die haben eine eigene lokale Aktionsgruppe Fischzucht in der Gebietsgemeinschaft gebildet - der Kalkreuther ist dort im Lenkungsausschuss für die Fischwirtschaft zuständig. „Wir sind prägend in der Region, wir bewirtschaften über 1000 Hektar Wasserfläche“, so Groß. In einem Umweltbildungs- und Begegnungszentrum könnte dieser Bedeutung Rechnung getragen werden. Und: So ein Zentrum gibt es nach Auskunft von Tilo Groß noch nirgendwo.

Abhängig von Fördergeldern

Abhängig ist alles von der Aufnahme ins neu Entwicklungskonzept des Dresdner Heidebogens in der nächsten Förderperiode. Bis Januar muss diese Entwicklungsstrategie in allen beteiligten Gemeinde- und Stadträten zwischen Kamenz und Großenhain beschlossen werden. „Es ist wichtig, dass die Aufklärungsarbeit und Wissensvermittlung, die wir vorhaben, als notwendig angesehen wird“, sagt Tilo Groß.

   Für Klaus Kroemke vom Regionalmanagment steht das außer Frage. „Da kommt vieles zusammen: Trinkwasserversorgung, Grundwasserspiegel, Direktvermarktung, Arbeitsplätze“, umreißt er das Themenspektrum, das ein solches Bildungszentrum abdecken könnte. Etwa 40 Arbeitskräfte stehen derzeit in den Fischwirtschaften in Schönfeld, Zschorna, Moritzburg, Zeißholz, Weißig bei Oßling und Deutschbaselitz bei Kamenz in Lohn und Brot. Die sollen gesichert werden, und man könnte an der Dammmühle darstellen, was sie für unsere seenreiche Region bedeuten.

   Fischwirt Tilo Groß ist überzeugt, dass die Fischzucht in ihrer historischen Dimension etwas regional Besonderes ist - wie anderswo das Bier oder das Porzellan. „Das ist doch auch wegweisend für die nächste Generation“, findet der Kalkreuther. Mit der Idee eines Direktvermarktungs- und Umweltbildungszentrums trägt er sich schon länger. Unter den bisherigen Bedingungen der Fachförderung war dieses Projekt für ihn als privaten Betreiber allerdings noch nicht realisierbar.

Auf der Regiotour darüber berichtet

Nun, da die Förderrichtlinien in der Region selbst festgelegt werden, sieht Tilo Groß größere Chancen. Allerdings muss er dafür viele Entscheidungsträger auf die Seite der Fischwirte bekommen. „Natürlich geht das Projekt nur in Kooperation mit anderen, zum Beispiel mit Pädagogen“, ist dich Tilo Groß bewusst. Die Idee hat jedoch schon so weit Raum gegriffen,

dass das Mdr-Fernsehen bereits darüber berichtete. Als der Dresdner Heidebogen jetzt seine jährliche Regio-Tour für Mitglieder und Interessenten auch nach Schönfeld lenkte, stellte Tilo Groß seine Ideen ebenfalls vor. Allerdings müssen die noch präzisiert werden. Wie genau so ein Zentrum aussehen soll, ob es auch Übernachtungsmöglichkeiten geben könnte, wie viel das Projekt gar kosten wird, das ist noch nicht bekannt. Die Teichwirtschaft an Schönfelds Dammmühle erarbeitet das Konzept nebenbei, hat keinen eigenen Projektentwickler.



Fischwirt setzt auf edle Räucherware

(Quelle: Birgit Ulbricht, SZ vom 20.09.2011)

Gehen Sie mit ihren Karpfen auf Facebook, Herr Groß? „Nee“, lacht Fischwirt Tilo Groß aus Schönfeld. Der 37 – Jährige hält nicht allzu viel von Computern, Netzwerken und Superhandys. Er spricht ein wenig wie im Alter, von seiner Kindheit, in der noch Kohlen geschleppt und Rüben verzogen wurden. Dinge, von denen Kinder heutzutage nichts mehr wissen. Aber Kinder, die Muttern nicht mehr in der Küche zuschauen, nicht selber mithelfen müssen und ganz herkömmliche Dinge kennen, sind später auch schlechte Kunden. Denn Fisch Nummer eins ist nach wie vor der Karpfen. Ein traditionelles Produkt. Mit dem immer weniger Junge etwas anfangen können.

Oma macht Karpfen blau

Tilo Groß hat sich den Spaß gemacht, hinter der Ladentheke zu lauschen. Wenn junge Leute Karpfen haben wollten, hat er sie gefragt, wer den zubereitet und vor allem – wie. „Die Oma“, bekam er oft zur Antwort. „Blau.“ Und wie alt ist sie? „90.“ Auf den Zuspruch von Tilo Groß, selbst mal das Zubereiten zu übernehmen, kommen Schulterzucken oder die Rückfrage: “Was soll ich denn damit machen?“

Nicht der Warmwasserwels, der neuerdings in riesigen Anlagen mit Hilfe der Abwärme aus Biogasanlagen ganzjährig gezüchtet wird, ist der Konkurrent für den Karpfen. Nicht der Pangasius, der in Masse importiert wird, oder der Lachs, der zu Unrecht ein gesundes, modernes Image hat. Viele junge Leute können wenig mit dem guten alten Karpfen anfangen. Das ist sein Problem. Er ist nicht hipp wie Sushi und mit dem nimmermüden Klischee beladen, er schmecke schlammig oder gar latschig.

So irre die Frage nach Facebook auch scheint – die Herausforderung wird es sein, ein Produkt, das jeder kennt, wirklich auf den Tisch zu bringen. Denn irgendwo zwischen herkömmlichen  Gewohnheiten, dem Muss, „Bio“ zu produzieren und kulinarisch im Trend zu liegen, findet dieses Jahr das 20.Abfischen in Schönfeld und das zehnte Firmenjubiläum von Tilo Groß statt.

Fischerball aufleben lassen

Familie Groß hält schon deshalb am Abfischen fest – wegen der Tradition, der Werbung und dem Spaß. Sie wollen den Fischerball aufleben lassen. Das Abfischen ist ein Ereignis, auf das niemand verzichten möchte. Gar nicht kann. Es gehört zum Rhythmus der Jahreszeiten. Auch wenn immer später Fisch, besonders Karpfen, gekauft wird. „Früher ging es im September richtig los. Heute konzentriert sich alles auf ein paar Feiertage und Weihnachten“, sagt Tilo Groß.

Er hat sich darauf eingestellt: Es wird stetig mehr Fisch verarbeitet als in Teichen gezüchtet, auch größere Kontingente Warmwasserwels, die in Leipzig mit Biogaswärme aufwachsen. Dazu kommt das ganze Sortiment an Süß – und Seefischen. Karpfen und Forelle allein, ernähren den Fischwirt nicht.

Der Seefisch hat seit 2007 die Ladentheken erobert. Fast alles geht in die heimische Räucherei Kalkreuth. Als Spezialitäten landen Heilbutt, Lachs und Räucherkarpfen im Hofladen wie bei Handelsketten. Selbst der gute alte Karpfen ist nicht mehr derselbe: Eins mit dem Knüppel, ausnehmen und fertig – diese Zeiten sind vorbei. Der Kunde bekommt seinen Karpfen standardmäßig grätenfrei und filetiert. So ein Wunsch wäre früher mit Kopfschütteln quittiert worden. Wahrscheinlich genauso wie die schon gebratenen Weihnachtsgänse von Bauer Noack. Doch die Zeiten ändern sich halt. Es gibt Fischknacker und – Soljanka, Räucherfisch, Salate, Eingelegtes und Filets. So wie sich Fleischer und Bäcker etwas einfallen lassen müssen, was den Kunden lockt. Das ist beim Fisch nicht anders. Nur mit Sushi wird es wohl nichts. Denn für die hauchdünnen Scheiben, die dafür aufgeschnitten werden, brauchen Sushi – „Köche“ großen Thunfisch und Lachs. Aber vielleicht kommt ja ein kleines Kochstudio? Damit junge Leute wissen, was sie mit einem Karpfen anfangen sollen.

Der Hüter der Wassernuss


Tilo Groß am romantischen Steinigteich, den er
für die Fischzucht nur sehr begrenzt nutzen darf. (Foto:Ronald Bonß)

Seit 100 Jahren sorgt sich der Landesverein Sächsischer Heimatschutz um den Reichtum der Natur – mit Naturschützern wie dem Fischwirt Tilo Groß

(Von Jörg Marschner , SZ12./13. Juli 2008)

Die einen heißen ganz prosaisch Forstteich, Seeteich, Mittelteich. Schöner klingen Fuchsteich, Hammelteich, Pferdeteich, Pferdeschwanzteich. Elf Teiche sind es insgesamt, aufgereiht wie Perlen an einer Schnur, verbunden durch einen Bach mit dem Namen Molkeborn. Verschwiegen und romantisch liegen sie in der Landschaft, der Lärm der Dresden-Berliner Autobahn bei Thiendorf dringt nicht bis zu ihnen. Für Tilo Groß sind das alles „Pfützen".
Das klingt abschätzig, meint aber nur die Größe. Zusammen bringen es die elf Teiche auf gerade 55 Hektar. Tilo Groß, mit 35 Jahren einer der jüngsten selbstständigen Fischwirte in Sachsen, ist trotzdem froh, dass die Teiche seit Januar zu seinem Unternehmen gehören und er nun 170 Hektar Wasserfläche unter Vertrag hat.


Groß bremst seinen weißen Transporter am kleinen Steinigteich. Fast kreisrund, von einem dichten Schilfgürtel und Hochwald eingefasst, ist er eine der schönsten Perlen am Molkebornbach. Frösche quaken. Aus dem Schilf rufen Wasservögel. Nur selten klatscht das Wasser, versucht sich ein Karpfen im Hochsprung. „Ich hab hier nicht viel drin, nur ein paar Dreijährige", sagt Tilo Groß. Maximal 150 Kilogramm Fisch je Hektar darf er im Steinigteich ernten, so steht es im Pachtvertrag. „Ökonomisch gesehen ist das so gut wie nichts."

Schon fast verschwunden

Andere Molkebornteiche nutzt Groß als Kinderstube und lässt in ihnen 120 000 ein- und zweijährige Karpfen wachsen. Drei der elf Gewässer sind für die Bewirtschaftung nahezu tabu. Da lebt in jedem was Besonderes. Mal ist es die Rotbauchunke, mal der Gemeine Froschbiss, mal ein Biber samt Burg. „Wissen Sie, was das ist?", fragt Groß und zeigt aufs Wasser, wo nichts zu sehen ist außer einer ziemlich dichten grünen Masse, durch die eine Ente ihre Bahn gezogen hat. „Das ist alles Kraut von der Wassernuss."
Groß entdeckt sie auch vorn am Ablauf zwischen den hellen Wasserlinsen. „Diese fächerförmigen dunkelgrünen Blätter, nur die kleine weiße Blüte fehlt noch." Die Wassernuss mit ihren eklig spitzen Dornen wächst in mehreren der Molkebornteiche. Als sei es das Selbstverständlichste der Welt, sagt Tilo Groß: „Es ist deutschlandweit das größte zusammenhängende Vorkommen." Die Wassernuss - als Frucht doppelt so groß wie die Haselnuss -steht in Deutschland und Europa auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Pflanzen.
Früher gab es sie massenhaft, und massenhaft wurde sie in den flachen Teichen geerntet. Zentnerweise wurde sie im Mittelalter auf dem Dresdner Altmarkt verkauft. Aber weil sie den Fischern die Netze zer-riss, gingen die gegen das Gewächs vor - bis es fast verschwunden war.

Belohnter Weitblick

Tilo Groß ist stolz, dass es in seinen Teichen noch wächst. „Man kann doch in der Natur nicht einfach auf Teufel draufloswirtschaften.“ Der junge Fischwirt mit den langen, zum Zopf gebundenen braunen Haaren ist einer, der nicht nur in Tonnen und Euro denkt. Fischwirt wollte er schon als Junge werden. Waren im Herbst die Teiche abgelassen, hat er mit Freunden „nachgestoppelt“, um einen Barsch oder gar mal einen jungen Hecht zu finden. Er liebt es, draußen zu sein. Und manchmal bedauert er, dass so viel im Büro zu erledigen ist. Er führt ja nicht nur die Teichwirtschaft, sondern auch einen Verarbeitungsbetrieb, der jede Woche rund eine Tonne Seefisch räuchert -
Groß hat zehn Mitarbeiter. Hans-Jürgen Hardtke schwört auf die Partnerschaft mit solchen Leuten wie Tilo Groß. „Sie beweisen, dass sich Naturschutz und Ökonomie durchaus unter einen Hut bringen lassen." Hardtke, Jahrgang 1944 und Professor für Festkörpermechanik an der Technischen Universität Dresden, hat zur Natur ebenfalls ein besonderes Verhältnis. Das kommt vielleicht daher, dass sein Onkel, ein Apotheker, den Jungen oft mit zum Botanisieren nahm. Die Schönheit und den Wert der Pflanzenwelt, die er damals kennenlernte, will er schützen. Seit zwei Jahren ist Hardtke Vorsitzender des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz.
So lernte er Tilo Groß kennen, als der den Vertrag über die Nutzung der Molkebornteiche unterschrieb. Die sind Eigentum des Heimatschutz-Vereins. Vor genau 100 Jahren wurde der Sächsische Heimatschutz gegründet, und seither folgt er dem Prinzip, dass sich in der Kulturlandschaft Naturschutz nie gegen die Menschen, sondern immer nur mit ihnen durchsetzen lässt.
Der Landesverein erwarb besonders wertvolle Flächen und verpachtete sie zur Nutzung mit besonderen Naturschutz-Auflagen. Nur dank dieses Weitblicks existieren im Polenztal noch die Märzenbecherwiesen und im Erzgebirge die Hänge mit den Orchideenbeständen. Anfang der 90er Jahre, als die Teiche privatisiert wurden, erwarb der Landesverein rund 1000 Hektar. „Mit solchen Leuten wie Tilo Groß gelingt es uns, ganze Biotope und ihren Reichtum zu sichern", sagt Hans-Jürgen Hardtke. Weil in der Nacht ein schweres Gewitter tobte, will Tilo Groß unbedingt den Zufluss für die Hälteranlage am Dammmühlenteich kontrollieren.
In der Anlage tummeln sich Karpfen, Forellen, Störe. „Frischwasser ist das A und O für ihr Wohlbefinden." Der Dammmühlenteich unweit von Schönfeld ist von anderem Kaliber als die kleinen „Pfützen" der Molkebornkette. Fast einen Kilometer dürfte er lang sein. Mit 40 Hektar teichwirtschaftlicher Nutzfläche ist er das Herzstück der Schönfelder Teichwirtschaft. Das Unwetter hat keinen Schaden angerichtet.

Das große Kaliber

Bis zum Herbst tummeln sich im See an die zehntausend dreijährige Karpfen. Auch doppelt so viele hätten Platz. Doch im Pachtvertrag mit dem Heimatschutz-Verein stehen nicht nur bindende Vorgaben für das Stauregime, für den Schnitt des Schilfes und andere Naturschutzauflagen. Auch der Ertrag ist vorgeschrieben: 400 Kilogramm Fisch je Hektar und Jahr. Früher, zu DDR-Zeiten, da ging es um 1000 Kilo je Hektar, was nur mit enormer Fütterung und Düngung der Teiche ging. In Gewässern, die für den Naturschutz weniger Bedeutung haben, erntet Groß heute an die 700, 800 Kilogramm je Hektar.
Dass sich Groß im Dammmühlenteich beschränken muss, ist schön für die Natur. Und für den Unternehmer? Der sieht kein Problem. „Das ist 'ne große Fläche. Bei diesem Ertrag muss ich je Karpfen erheblich weniger Getreide zufüttern als sonst und mache so meinen Schnitt." Außerdem bekomme er was von der EU, wenn er weniger Fische einsetze. Und ob er noch mehr Karpfen absetzen könnte, sei ohnehin fraglich.
Fast jeden Morgen fährt Tilo Groß mit dem Kühltransporter nach Dresden zu Restaurants und Läden. Mal hat er fünfzig, mal 100 Kilogramm an Bord. Wer am Abend anruft, bekommt früh die Ware. Direkt aus der Hälteranlage und der Räucherei, gemäß seinem Motto: „nachhaltig produzieren, frisch liefern". Der Naturschutz ist da kein Problem.

100 Jahre Landesverein Sächsischer Heimatschutz

  • Gegründet wurde der Landesverein am 14.Juli 1908 in Dresden. Er wirkte auf den Gebieten Naturschutz und Landschaftsgestaltung, Denkmalpflege und Bauberatung, Heimatgeschichte und Volkskunde.
  • Schnell wuchs der Verein auf bis 45.000 Mitglieder. Im Dritten Reich ließ er sich nicht vereinnahmen. 1949 musste der Landesverein seine Arbeit einstellen, sein Eigentum wurde enteignet. Im April 1990 wurde der Landesverein zu neuem Leben erweckt. Er zählt heute 1500 Mitglieder.
  • Für den Naturschutz erwarb der Verein frühzeitig Flächen, die botanisch-zoologisch sehr wertvoll sind und verpachtete sie.

Schönfelder Teichwirte setzen 400 000 Jungfische ein


Teichwirt Tilo Groß von der Schönfelder Dammmühle kontrolliert die Qualität der etwa drei Wochen alten Karpfen, die aus einem Nieskyer Zuchtbetrieb stammen. 400000 Stück der etwa einen Zentimeter langen und nur ein halbes Gramm schweren Mini-Karpfen erhielten gestern im Welxander Alten Mittelteich ein neues Zuhause. Drei Jahre vergehen nun, bis aus den ausgesetzten Winzlingen schmackhafte Speisekarpfen geworden sind. Allerdings überstehen nur etwa 50 Prozent der eingesetzten Fische das erste Jahr. Wichtig ist vor allem die richtige Nahrung zum richtigen Zeitpunkt.

Foto: K.-D. Brühl; Quelle: SZ




5. Oktober: Schaufischen – Teichwirtschaft Schönfeld

(MP) Bereits zum 17. Mal veranstaltet die Teichwirtschaft Schönfeld ein Schaufischen.
Genau am 5. Oktober 2008 ab 9.00 Uhr sind alle Interessierten eingeladen, das Spektakel zu verfolgen. Abgefischt wird an dem Sonntag der größte der Teiche, der Dammmühlenteich, der über 40 Hektar groß ist.
Neben dem Schaufischen an sich ist viel Wissenswertes zum Thema Fisch zu erfahren. Es kann verkostet und natürlich gekauft werden. Das alte Handwerk soll den Besuchern, die traditionell auch von weiter weg nach Schönfeld kommen, näher gebracht werden. Dazu ist ein großes Schauaquarium aufgebaut und man kann einem Koch über die Schulter schauen, der zeigt, wie Fisch richtig zubereitet wird.

170 Hektar Teichfläche

Die Teichwirtschaft betreibt ca. 170 Hektar Teichfläche. „Wir produzieren im Jahr etwa 15 bis 20 Tonnen Satzfische sowie 60 bis 70 Tonnen Speisefisch“, erläutert Inhaber Tilo Groß, dem der Betrieb seit dem 1. Januar 2001 gehört.

Groß stammt ursprünglich aus Frauenhain und arbeitet seit 1990, dem Ende seiner Schulzeit, im Betrieb. Hauptsächlich der Original Schönfelder Karpfen wird gezüchtet, aber auch sogenannte Beifische wie Zander, Hechte, Schleie und Welse.

Im Unternehmen sind zehn Leute angestellt, die sowohl in der Teichwirtschaft sowie in der dazugehörigen Fischverarbeitung tätig sind. Abnehmer der Waren sind vorwiegend Einzelhändler und Handelsketten. Der Betrieb bei Großenhain besitzt die EU-Zulassung. Abgefischt wird jährlich rund 15 Mal. Das Schaufischen am 5. Oktober ist der größte Fischfang der Teichwirtschaft im Jahr und damit der Höhepunkt des Schaffens.

(Quelle: Röderjurnal 2008, MP)




Jeder vierte deutsche Karpfen wächst in Sachsen


Jessy Kroll (links) und Grit Kube von der
Fleischerei Sogut umrahmen den
Schönfelder Teichwirt Tilo Groß. 
Foto W.H. Schmidt

Auf der Grünen Woche machen neben Bäckern und Bauern erstmals Sachsens Fischzüchter Werbung – Politiker helfen ihnen beim Anglerlatein.

Georg Moeritz

Berlin. Wer Fisch verkaufen will, muss mit Fischern diskutieren können. „Ihr Wels ist aber klein“, hört Verkäuferin Mandy Böhme von einem Mann mit Hut, der sich passend zur Grünen Woche in Loden gekleidet hat. Er habe mal einen Wels von 1,80 Meter Länge gefangen, sagt der Passant vor dem Sachsen-Stand. Das schreckt Mandy Böhme von der Teichwirtschaft Schönfeld bei Großenhain nicht: „Wir hatten dieses Jahr einen, der so lang war wie diese Theke“.
Anglerlatein auf Sächsisch – daran sind die Agrarmarketing – Fachleute aus dem Freistaat Schuld. Sie haben entschieden, dass sich in diesem Jahr mal die Teichwirtschaften dem Berliner Publikum vorstellen dürfen. Der Schönfelder Firmenchef Tilo Groß hat sich mit Fischerhemd und –mütze kostümiert und spielt mit in dem kleinen Theaterstück „Einzug des Karpfen in Sachsen“. Im Publikum Agrarminister Roland Wöller (CDU) und die sächsische Fischkönigin Thekla Mayerhofer aus Wermsdorf – auf der Bühne unter anderem der kostümierte Landrat des Niederschlesischen Oberlausitzkreises, Bernd Lange.

Ausbeute um ein Drittel geschrumpft

 Das Schauspiel gab es schon bei den Lausitzer Fischwochen im September, nun soll es bei der Grünen Woche auf die Sachsen aufmerksam machen. Viele Passanten bleiben stehen, manche machen ein Foto, die meisten ziehen allerdings bald weiter. Das schreckt Hobby-Schauspieler nicht von ihrem Werbefischzug ab.



Jeder vierte deutsche Karpfen kommt aus sächsischen Teichen, sagt Minister Wöller. 3000 Tonnen verkaufen die sächsischen Fischer pro Jahr, voriges Jahr allerdings ein Drittel weniger. Eine Fischkrankheit hat die Bestände voriges Jahr stark geschädigt, sagt Wolfgang Stiehler. Er ist Präsident des Landesfischereiverbandes und Geschäftsführer des Unternehmens Kreba-Fisch GmbH in der Lausitz. Dort habe das Koi-Herpes-Virus besonders hohe Verluste verursacht, weil die Zuchtgebiete eng verzahnt seien. Das Virus sei aus Japan über Israel eingeschleppt worden, sagt Stiehler. Noch sei nicht klar, welche Bedingungen seine Ausbreitung begünstigen – Stress, Temperaturschwankungen oder Sauerstoffmenge. Der Fischereiverband überlegt, ob er die Teiche im Winter länger trocken legen und dann neu besetzen soll, und spricht bereits mit den Behörden über Zuschüsse. Stiehler hält es aber auch für möglich, dass mehr andere Fische statt des Karpfens in die Teiche aufgenommen werden. Bisher machen die nur einen kleinen Anteil aus: Laut Agrarbericht fischten Sachsens Teichwirte im Jahr 2006 fast 2300 Tonnen Karpfen und 700 Tonnen andere Fische. Unter den anderen stellen die Forellen die größte Gruppe, gefolgt von Schleien und Stören. Sechs größere Betriebe in Sachsen haben sich auf die Vermarktung spezialisiert. Sie setzen voriges Jahr 16 Millionen Euro um. Groß ist die Branche nicht: 214 Beschäftigte arbeiten in den 60 Haupterwerbsbetrieben der Teichwirtschaft. Dazu kommen 300 Nebenberufler. Schwerpunkte sind die Oberlausitz, Moritzburg und die Heimat der Fischkönigin um Wermsdorf und Torgau. 8400 Hektar umfassen die Fischteiche.

Tagebaue werden Fischbecken

Stiehler sieht Sachsen zunehmend zum Seenland werden, weil ausgekohlte Tagebaue unter Wasser gesetzt werden. Im Leipziger Raum werden Fischbetriebe aufgebaut, während in der Lausitz das Wasser zunächst nicht geeignet ist. Es gebe Anträge, Forellen in Netzkäfigen zu züchten – die organischen Abfälle würden nach Stiehlers Angaben die Wasserqualität verbessern. An Käufern scheint es nicht zu mangeln: Acht von zehn sächsischen Fischen werden außerhalb des Freistaats verkauft, häufig nach Hamburg und ins Ruhrgebiet.

(Quelle:SZ; Georg Moeritz)



Kalkreuther Fischräucherei rentiert sich

Teichwirt Tilo Groß ist mit dem Jahr zufrieden. Einheimische und Seefische werden verarbeitet.

(Quelle: SZ, 17./18.01.09; Kathrin Krüger-Mlaouhia)

Michael Dörschel macht geräucherte Forellen zum Wiegen und Verpacken zurecht. Die Räucherei der Schönfelder Teichwirtschaft in Kalkreuth verarbeitet Karpfen, Forellen, Aal und gefrostete Salzwasserfische.







Seit reichlich einem Jahr gibt es die Fischverarbeitung und – räucherei  der Teichwirtschaft Schönfeld im ehemaligen volkseigenen Gut Kalkreuth. Hier wurde eine moderne Verarbeitungslinie eingerichtet, wo Fische geschlachtet, ausgenommen, geputzt, portioniert, geräuchert und zu Filets, Suppen oder Salaten verarbeitet werden. Die Investition muss der 35-jährige Tilo Groß, Inhaber der Teichwirtschaft Schönfeld, noch eine ganze Weile abzahlen. Doch seine Bilanz seit September 2007 ist positiv.

Eine Tonne pro Woche

Verarbeitet wird hier etwa eine Tonne Fisch pro Woche. Da die zehn Mitarbeiter derzeit draußen nicht so viel tun können, sind sie meist in der Produktion beschäftigt. „Saisonbedingt schlachten wir jetzt anderthalb bis zwei Tonnen“, so Tilo Groß. Die einheimischen Süßwasserfische werden 90 Prozent frisch verkauft. Forellen oder Karpfen machen nur zehn Prozent der Räucherware aus. Um eine breite Palette anbieten zu können, räuchern die Teichwirtschafter auch gefrorenen Seefisch – der Hauptanteil im Räucherofen. Die vollautomatische Kompaktanlage arbeitet mit Hartholz Buche. Es ist eine Heißräucherei, in der die Fische je nach Sorte vier bis acht Stunden hängen. Die Fischverarbeitung ist insgesamt sehr arbeits- und energieintensiv. „Wir verbrauchen viel Öl für die Warmwasserbereitung und Strom für die Kühlung“, sagt Tilo Groß. Doch die Produktion sei kostendeckend.

Leute essen mehr Fisch

Und das, obwohl die Preise seit längerem konstant sind. Doch der Teichwirtschaft kommt zugute, dass die Menschen hierzulande im Winter mehr Fisch essen. Renner sind solche Delikatessen wie der Lachsbeißer, ein Fischknacker mit einem hohen Prozentanteil Lachs. Der ist seit dem vorjährigen Abfischen im Angebot. Der Betrieb an der Dammmühle arbeitet auch mit der Röderner Vertriebsfirma „Landmarke“ zusammen. Täglich ist der Hofladen in Schönfeld geöffnet.

Die Teichwirtschaft Schönfeld

  • Das Unternehmen an der Dammmühle bewirtschaftet acht Teiche mit 120 Hektar Wasserfläche.
  • Zur Teichwirtschaft, die Tilo Groß seit …. führt, gehören heute zehn Mitarbeiter. 2002 waren es nur 5.
  • Zu DDR-Zeiten wurden die Teiche intensiv bewirtschaftet, der Ertrag war höher.
  • Jetzt erntet die Teichwirtschaft jährlich nur noch um die 20 Tonnen im Dammmühlenteich, wegen des Umweltschutzes.
  • Lebendfisch wird an zahlreiche Kunden z.B. in Dresden geliefert.
  • Die neue Verarbeitungslinie gibt es erst seit dem 15. September 2007.
  • Die Fischarten sind Karpfen, Forellen, Zander, Aale.